Der Holocaust-Gedenktag erinnert an die Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz am 27. Januar 1945. Heute vor 76 Jahren wurde Auschwitz von sowjetischen Truppen befreit. Etwa 1,1 Millionen Menschen wurden dort von den Nazis ermordet.
Eingeführt wurde der Gedenktag 1996 vom damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog. Seit 2006 wird der internationale Tag der Erinnerung an die Opfer der Shoah mit Gedenkveranstaltungen, Ausstellungen, Konferenzen und Gebeten begangen. Auch im Bundestag fand heute um 11 Uhr eine Gedenkstunde statt. Bundestagspräsident Wolfang Schäuble eröffnete die Veranstaltung mit einer Begrüßungsansprache. Er appellierte daran, in Deutschland in Zukunft stärker für Juden als selbstverständlichen Teil der Gesellschaft sowie für deren Freiheit, jüdisches Leben offen leben zu können, einzustehen.
Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Dr. h. c. Charlotte Knobloch, berichtete als Gastrednerin von ihrem eigenen Leben in der NS-Zeit. Sie gab tiefe Einblicke in ihre persönliche Vergangenheit, bevor sie Parallelen in die Jetztzeit zog. „Es klafft eine Lücke zwischen politischen Ressorts und gesellschaftlicher Realität.“, und weiter: „Die Feinde der Demokratie sind stärker als viele glauben“. Sie ermahnte in diesem Zusammenhang, dass wir stolz auf unsere Bundesrepublik sein dürfen, diese aber auch wehrhaft verteidigen müssen. An dieser Wehrhaftigkeit fehle es zur Zeit. Knobloch wandte sich auch an die AfD. Diese kämpfe für „ihr Deutschland“, der Rest der Gesellschaft für „unser Deutschland“. Die AfD habe ihren Kampf allerdings bereits vor 76 Jahren verloren. Für diese Worte spendete das Plenum lange Applaus.
Die zweite Gedenkrednerin, Marina Weisband, sprach als „Repräsentantin der Nachgeborenen, einer Generation von jungen Jüdinnen und Juden, die alle ganz verschieden sind“. Sie sagte, sie hätte mit Deutschland positive Erfahrungen gemacht, „Ich hatte das Gefühl, diese Gesellschaft geht mich etwas an. Ich bin Teil von ihr.“ Sorgen macht ihr jedoch, dass es auch heute noch für Juden und Jüdinnen gefährlich sei, sichtbar zu sein. Gemeindepost werde unmarkiert verschickt, in jüdische Gemeindezentren oder Schulen kommt man nur, indem man an Wachleuten vorbei geht. Weisband höre oft die Floskel, dass „wir einfach nur Mensch sein sollen“. Dies bedeute umgekehrt aber, dass Strukturen von Unterdrückung beseitigt werden. Jede Unterdrückung wie Sexismus, Rassismus oder Antisemitismus lebe davon, dass sie für die Nichtbetroffenen unsichtbar ist. Sie fügte außerdem hinzu, dass die Überzeugung, dass es Menschen gibt, die in dieser Gesellschaft mehr Platz haben als andere, noch nicht ausgestorben sei.
Dieses Jahr steht der Holocaust-Gedenktag im Zeichen des Jubiläumsjahres „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“, denn im Jahr 2021 leben Jüdinnen und Juden nachweislich seit 1700 Jahren in Deutschland. Das Jubiläumsjahr hat zum Ziel, neben der Erinnerung an die Shoah vor allem die reichen Geschichte jüdischen Lebens und die Feier vielfältigen jüdischen Lebens heute positiv zu akzentuieren. Dem wiederauflebenden Antisemitismus wird gemeinsam mit Institutionen, Veranstalterinnen und Veranstaltern, Verbänden, Vereinen, Kirchen, Religionsgemeinschaften, Parteien und Unternehmen der Kampf entgegengetreten.
In Thüringen wird das Jubiläumsjahr unter dem Titel „Neun Jahrhunderte Jüdisches Leben in Thüringen“ gefeiert (www.juedisches-leben-thueringen.de). Auch hier gibt es zahlreiche Veranstaltungen, auch hier sind Institutionen und Vereine dazu aufgerufen, das Gedenken und Feiern mitzutragen.
Die Koordinierungsstelle der PfD im Landkreis Gotha beteiligt sich ebenfalls mit Projekten und Aktionen am Jubiläumsjahr – wir freuen uns über Projektanträge, die zum Profil des Feierjahres passen!