Redebeitrag auf der Gedenkveranstaltung des Bürgerbündnis „Gotha ist bunt“:

Am 9. und 10. November 1938 ereignete sich die Reichspogromnacht. Wir alle stehen heute hier, um dieser zu gedenken,  denn in dieser Nacht brachen landesweit brutale Angriffe auf jüdische Geschäfte, Synagogen und Häuser aus. Unzählige Jüdinnen und Juden wurden gedemütigt, verletzt oder getötet. Auch in Gotha hinterließ diese Welle der Gewalt ihre Spuren.

Die Synagoge in Gotha wurde in der Pogromnacht opfer der zerstörung . Der Übergriff auf die jüdische Gemeinschaft war nicht nur ein Akt des Vandalismus, sondern auch ein klares Zeichen des politischen und gesellschaftlichen Umbruchs, der sich in der menschenverachtenden Ideologie des Nationalsozialismus manifestierte.

Die Ereignisse der Reichspogromnacht markierten einen Wendepunkt im Antisemitismus der Zeit und leiteten die systematische Verfolgung und Vernichtung der jüdischen Bevölkerung durch das Nazi-Regime ein. In Gotha wurden jüdische Bürger verhaftet, misshandelt und deportiert. Viele verloren ihre Existenz, ihre Identität und ihre Heimat.

Im Gedenken an diese schreckliche Nacht ist es wichtig, nicht nur der Opfer zu gedenken, sondern auch die Erinnerung wachzuhalten, damit sich solche Gräueltaten nie wiederholen. Die Stadt Gotha hat sich bemüht, diesen Teil ihrer Geschichte nicht zu vergessen, sondern in Form von Gedenkstätten und Veranstaltungen an das Leid der jüdischen Mitbürger zu erinnern. Diese Erinnerungsarbeit ist notwendig, um das Bewusstsein für Toleranz und Menschenrechte zu fördern und zukünftige Generationen zu ermahnen, sich gegen Hass und Intoleranz zu stellen.

Sie fordert uns auf, aktiv für eine Gesellschaft einzutreten, in der Respekt, Gerechtigkeit und Frieden im Mittelpunkt stehen. Ich möchte mich an dieser Stelle herzlich bei allen bedanken, die heute am Gedenken an die Reichspogromnacht teilnehmen.

Ihr Engagement und Ihre Präsenz sind ein starkes Zeichen der Erinnerung und des Widerstands gegen das Vergessen. Die Ereignisse der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 dürfen nicht in Vergessenheit geraten. Es ist unser aller Verantwortung, die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus wachzuhalten und für eine Gesellschaft des Respekts und der Toleranz einzutreten. Ihre Teilnahme zeigt, dass wir uns dieser Verantwortung bewusst sind und gemeinsam für eine bessere Zukunft arbeiten.

Die Sicherheitslage für Jüdinnen und Juden in Deutschland ist  weiterhin besorgniserregend:
Der Antisemitismus hat sich im öffentlichen Raum mehr als nur  verdreifacht: Antisemitische Vorfälle und Gewalt sind in den letzten Jahren gestiegen. Besonders betroffen sind Synagogen, jüdische Einrichtungen und Privatpersonen, die öffentlich sichtbar als jüdisch wahrgenommen werden.

Besonders die extrem rechte Szene in Deutschland ist eine treibende Kraft hinter vielen antisemitischen Vorfällen. Rechtsextreme Gruppierungen und Einzelpersonen verbreiten Hass und Verschwörungstheorien, die sich gegen Juden richten. Diese Ideologien sind teils stark mit einer Verherrlichung des Nationalsozialismus und der Leugnung des Holocausts verbunden.

Ich möchte an dieser Stelle allen Betroffenen der antisemltischen Übergriffe in Amsterdam mein Bedauern aussprechen: Wir alle haben die schrecklichen Video-Aufnahmen gesehen – ich muss es ihnen nicht erläutern: Mir sind diese Bilder in die Augen eingebrannt.

Indem ihr euch gegen Antisemitismus positioniert, tragt ihr dazu bei, nicht nur die Erinnerung an die Vergangenheit lebendig zu halten und eine Zukunft zu gestalten, in der Hass keinen Platz mehr hat, sondern wir Seite an Seite zu unseren jüdischen Gemeinden stehen.“

 

CREDITS: Patricia Dittombée, 09.11.2024 Gotha, Gedenken an die Reichspogromnacht