Als Lehre aus dem Holocaust ist Judenfeindschaft in Deutschland verpönt und geächtet. Aber ungehemmt werden Vorurteile gegen andere Minderheiten artikuliert, insbesondere gegen Muslime. Islamfeindschaft dient rechtsextremen und rechtspopulistischen Parteien als Bindekitt völkischer, nationalistischer, reaktionärer und fremdenfeindlicher Emotionen. Antimuslimischer Rassismus hat lange Traditionslinien, die als „Islamkritik“ aus der Angst vor Migranten neu genährt und von Demagogen geschürt werden. In dem Vortrag von Prof. Dr. Wolfgang Benz werden Erkenntnisse der Ressentimentsforschung präsentiert. Diese sind hilfreich, um Mechanismen der Ausgrenzung von Minderheiten zu verdeutlichen. Ein Vergleich der Muslimfeindschaft mit Antiziganismus oder Antisemitismus hilft, die Strukturen der Diskriminierung zu erkennen. Alle Anstrengungen, aus der Erfahrung des Holocaust zu lernen, wären vergeblich, wenn anstelle der Juden andere Gruppen stigmatisiert würden.

 

Prof. Dr. Wolfgang Benz ist Historiker und einer der international renommiertesten Forscher auf dem Gebiet der Antisemitismus-, Vorurteils- und NS-Forschung. Er lehrte von 1990 bis 2011 an der Technischen Universität Berlin und war dort Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung.

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